Eine verrückte Zeit liegt (hoffentlich) hinter uns.
Lesen Sie was wir aus der Corona Krise gelernt haben und welche Konsequenzen die jüngsten Entwicklungen auf den Schulungsalltag und die Planung für das Schulungsjahr 2022 haben. (Autor: Wolfgang Strober)
Ich kann mich noch sehr gut an den 14. März 2020 erinnern. In großer Vorfreude auf unsere erste Skitourenexpedition in Lyngen, Norwegen saß unsere Reisegruppe mit fertig gepackten Koffern bei einem Freund zu Hause und diskutierten wild, ob wir nun in den Flieger ins Ungewisse einsteigen sollten.
Zu diesem Zeitpunkt kamen die ersten Fälle von Corona in Deutschland ans Tageslicht und es wurde tatsächlich in den Medien behauptet, dass Grenzen geschlossen werden und es eine Art Lock-Down geben sollte – unvorstellbar. Unsere Generation hat so etwas in der Art ja noch nie erlebt.
Da die Lage sehr undurchsichtig war und es hieß, dass wir höchstwahrscheinlich für zehn Tage direkt am Flughafen in Tromsø in Quarantäne gehen müssen, haben wir schweren Herzens entschieden die lang geplante Reise sein zu lassen …
Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste ist, dass mit der Heimkehr die eigentliche Reise begann und ich für diese Reise total falsch gepackt hatte, denn ABS-Rucksack, Daunenschlafsack, Splitboard, Harscheisen, etc. sind für Online-Schulungen wenig beiträglich.
Es gibt ihn also wirklich – „Lockdown“
Am Wochenende liefen die Telefonmasten heiß und wir sollten bald erfahren, dass ab dem 16. März keine Präsenz-Schulungen auf unabsehbare Zeit mehr stattfinden dürfen. Am darauffolgenden Montag haben wir dann alle Teilnehmer nach Hause geschickt und beschäftigten uns u.a. mit den Fragen:
• Wie geht es mit uns und unseren MitarbeiterInnen weiter?
• Wie lange wird der Lock-Down anhalten?
• Aber auch: Welche Chancen bietet die Krise?
Schnell sind wir zu dem Entschluss gekommmen, dass wir unser gesamtes Portfolio digital anbieten wollen. Das wird wohl die einzig sinnvolle Lösung sein.
„Werden dafür ja die Zulassung von Luftfahrtbundesamt und AustroControl bekommen? Wie kann eine digitale Pürfung ablaufen? Werden auch digitale Gefahrgutbeauftragtenausbildungen möglich sein?“
Voller Tatendrang haben wir die Ärmel hochgekrempelt und unzählige Telefonate mit Zulassungsstellen geführt, Videokonferenzsysteme und digitale Tools getestet, interne Kommunikationskanäle digitalisiert, Prüfungssoftware auf unsere Vorgaben angepasst und mit über 4.000 Fragen gefüttert.
Erste Früchte
Unsere harte Arbeit hat sich aber letztendlich ausgezahlt und wir waren unglaublich stolz und aufgeregt als wir am 08. Mai 2020 unsere Zulassung für die virtuellen Gefahrgut-Kurse im Luftverkehr in den Händen hielten. Mit der Genehmigung ging das operative Geschäft wieder richtig los – alle Kursinformationen mussten überarbeitet werden, Homepageeinträge angepasst und Mitarbeiter, Trainer und Kursteilnehmer qualifiziert werden.
Dank einigen Nachtschichten unserer Lufttrainer konnten unsere ersten zwölf TeilnehmerInnen am 18.06.2020 ihre virtuelle PK1-Prüfung erfolgreich ablegen. Eine absolute Punktlandung!
Hier sehen Sie einen Überblick über die virtuellen Kurse im Zeitraum von Juni 2020 – Juli 2021.
Rückkehr zur Normalität?
Fast zeitgleich durften wir in Bayern auch wieder in Präsenzform schulen und es schien so, als ob auch der Herbst glimpflich ablaufen würde – war unser ganzer Aufwand also umsonst?
Bis spät in das Jahr 2020 konnten wir unser „Präsenz“-Kursprogramm ziemlich gut durchführen – natürlich unter Einhaltung unseres neu entwickelten Hygienekonzepts. Mit steigenden Inzidenzen und mehreren Infektionswellen, stieg aber auch wieder die Nachfrage nach Online-Schulungen.
Als Unternehmen mit Hauptsitz in Bayern waren wir froh, dass wir frühzeitig eine Online-Alternative entwickelt hatten, denn in Präsenzform waren Schulungen ab Mitte Dezember 2020 bis Juni 2021 in Bayern nicht erlaubt – an anderen Standorten war das jedoch ohne Probleme möglich.
Unsere Kooperationspartner in anderen Bundesländern konnten unter Einhaltung der Hygienebestimmungen ihr Schulungsprogramm fast wie geplant durchführen – dem Förderalismus sei Dank!
Die unterschiedlichen Regelungen bergen auch Chancen und so konnten wir z.B. Grundlehrgänge für PK 6, die online nicht genehmigt werden, in Hamburg, Bremen, Hannover, St. Goar, Boppard und Leipzig durchführen.
Die bayerische Infektionsschutzverordnung hat uns gewissermaßen gezwungen die geplanten Kurse in Mühldorf in das virtuelle Klassenzimmer zu verlegen und so konnten wir viel Erfahrung sammeln und eine infektionssichere Umgebung für unsere TeilnehmerInnen aus dem DACH-Raum bieten.
Zum Jahreswechsel konnten wir Anfang Januar 2021 bis auf den Grundlehrgang PK3, PK6 und den IHK-Gefahrgutbeauftragten-Lehrgängen alle Kurse online anbieten. Für die parallele Durchführung mehrerer Kurse und das auch auf unterschiedlichen Plattformen (zoom, WebEx, MS-Teams) haben wir unsere Infrastruktur umgestellt – die ungenutzten Seminarräume im Schreinerhof wurden kurzerhand mit Technik ausgestattet und in Videostudios verwandelt.
Matthias Wiegand überträgt seinen ersten virtuellen Grundlehrgang (PK1) aus dem Seminarhaus Schreinerhof.
Uwe Kimpflinger unterweist in seiner Funktion als externer Gefahrgutbeauftragter beauftragten Personen per Videokonferenz.
Unser SeminarService hat die Tassen abgegeben und dafür Kurspakete gepackt – teilweise mehr als 100 pro Woche und diese direkt an die TeilnehmerInnen versendet. Unsere gesamten Prozesse wurden auf den Kopf gestellt und wir möchten uns hier bei allen Beteiligten nochmals herzlich für das Vertrauen, die positive Stimmung und die hervorragende Arbeit bedanken.
Am 15.01.2021 erreichte uns die freudige Nachricht, dass wir ab sofort auch IHK-Grundlehrgänge online durchführen dürfen. Auch das war wieder eine Punktlandung, denn am 20.01.2021 startete der erste ADR IHK-Grundlehrgang für Gefahrgutbeauftragte in Deutschland.
Hier sehen Sie einen Überblick über die virtuellen Kurse im Zeitraum von Juni 2020 – Juli 2021.
„Planung über den Haufen werfen“ wurde unser neues Hobby und so haben wir im ersten Halbjahr 2021 fast alle Kurse digitalisiert.
Hier haben wir für Sie einige Daten über unsere virtuellen Kurse im Zeitraum von Juni 2020 – Juli 2021 zusammengestellt:
Zusätzlich haben noch viele weitere Kurse wie z.b. Versand von Lithiumbatterien auf allen Verkehrsträgern, 49CFR, etc. digital stattgefunden.
Selbst unsere Weihnachtsfeier fand auf „zoom“ statt – dank der neuen Technologie konnten wir so zum ersten Mal gemeinsam mit unserem Team und allen TrainerInnen das Jahr ausklingen lassen. Auch das war wirklich ein großer Spaß. Unterschiedliche Teams durften Titelseiten der Tageszeitungen gestalten.
Auch das möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.
Unser Highlight, gemessen an der Teilnehmerzahl, haben wir am 07.Mai erreicht, als 175 TeilnehmerInnen mit Videoübertragung bei unserem „Infomarkt light“ teilgenommen haben.
Wer hätte gedacht, dass das in einem Jahr möglich ist?
Zusammenfassend waren die Erfahrungen der Online-Schulungen selbst bei anfänglicher Skepsis durchweg positiv. Jürgen Winnemund (Rolls Royce Power Systems) hat bei Holger Lemke einen PK1-Refresherlehrgang besucht und hat folgende Worte für uns in der Feedback-Umfrage hinterlassen:
Besuchter Kurs: PK1 Refresherlehrgang (virtuell) bei Holger Lemke
Der Online-Kurs hat mich positiv überrascht und ist problemlos zu absolvieren. Habt keine Angst davor - es ist nicht langweilig und die Zeit geht sehr schnell vorbei.
Jürgen Winnemund (Rolls Royce Power Systems)
Diese Meinung haben wir in den kurzen mündlichen Feedbackrunden auch häufig gehört – zusätzlich haben wir unsere TeilnehmerInnen aber auch nach einem schriftlichen Feedback gefragt. Die Ergebnisse auf die Frage „Meine Erwartungen an das Training…“ unterstreichen die Aussage: 35% haben angegeben, dass wir die Erwartungen erfüllt haben, bei 45% wurden sie übertroffen und bei 18% sogar total übertroffen. Die Zahlen können hier natürlich unterschiedlich interpretiert werden, denn entweder waren die Erwartungen an das Live-Online-Training eher niedrig oder die Performance wirklich sehr gut. Wahrscheinlich ist es ein Mix aus beidem.
Durch die Auswertung des Feedbackbogens sind wir zu weiteren interessanten Erkenntnissen gekommen. Wir konnten nicht nur Optimierungen umsetzen, sondern haben auch Rückschlüsse für die Kursplanung 2022 gezogen – der Blick in die Zukunft ist ja immer ein Blick in die Glaskugel. Wir hoffen, dass wir durch die Ergebnisse die Entwicklung der Schulungslandschaft etwas besser antizipieren können.
Wie Sie bestimmt in dem Kursprogramm merken werden, bleiben virtuelle Kurse im Angebot enthalten. Wir wissen ja zum Einen nicht, welche Varianten sich das Corona-Virus noch ausdenkt und wieviele Wellen noch kommen und zum Anderen sind die Vorteile der virtuellen Schulung nicht von der Hand zu weisen.
Die Auswertung der Befragung hat uns bestärkt weiterhin zweigleisig zu fahren, denn 83% der TeilnehmerInnen können sich vorstellen den nächsten Kurs wieder online zu absolvieren, 14% wollen sogar auf jeden Fall wieder online teilnehmen. Bernd Thomas (Infraserv Logistics GmbH) kann sich z.B. eine Kursteilnahme sowohl online als auch in Präsenzform vorstellen.
Gesamte Orga sehr professionell und auch technisch aufwändig gemacht. Sehr gut. Auch dass ein Referent und ein technischer Moderator durch den Kurs führen ist sehr gut gelöst. Die Technik ist stabil, es gab keine wirklichen Kritikpunkte. Daumen hoch!
Bernd Thomas (Infraserv Logistics GmbH)
Wie bei allem im Leben gibt es Vor- und Nachteile und so wird es bei Strober&Partner auch in der Zukunft eine Wahlmöglichkeit geben, wie Sie Ihre Schulung am Liebsten absolvieren – für alle Schulungsarten (Präsenz, Online oder eLearning) gibt es gute Gründe.
Für viele ist es sehr angenehm an dem Training von zu Hause bzw. in der gewohnten Atmosphäre teilzunehmen, da z.B. die Kinderbetreuung und andere Pflichten so leichter unter einen Hut zu bekommen sind und An- und Abreise entfällt.
Für KursteilnehmerInnen gibt es auch noch einen weiteren Vorteil:
Wir haben immer wieder gehört, dass man sich alleine vor dem PC besser auf das Thema konzentrieren und auch in der Prüfung (Luftverkehr) ungestörter arbeiten kann.
Diese Art der Weiterbildung ist aber auch aus Kostensicht interessant, da hier geringere Absenzzeiten anfallen und Reise- und Übernachtungskosten komplett entfallen.
Wer unsere Kurse gerne zur Netzwerkpflege und zum fachlichen Austausch besucht, dem empfehlen wir die Teilnahme an unseren Präsenzkursen.Neben dem möglicherweise leichterem Einstieg in die Thematik ist vor allem für Einsteiger der Aufbau eines Netzwerkes unglaublich nützlich.
Online ist der Aufbau eines Netzwerkes leider nicht so leicht möglich – wir haben vieles versucht, aber ein gemeinsames Bier auf der Dachterrasse ist einfach nicht zu ersetzen – zum Glück!
Wir hoffen, dass Sie das Richtige für sich finden und Sie ein schönes Kurserlebnis bei uns haben. Wir geben unser Bestes, damit Sie nach einem Kursbesuch auch der Meinung von Roman Martin Ettrich sind.
„Strober kann ich jedem empfehlen, egal ob online oder Präsenz Schulung“.
Roman Ettrich (Chemetall GmbH - now a part of BASF)
Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir möchten Ihnen auf jeden Fall die höchstmögliche Planungssicherheit bieten. Wir werden auch weiterhin die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie im Auge haben und darauf entsprechend reagieren.
Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr haben uns gezeigt, dass Flexibilität das A&O ist. Und das einzig flexible an gedruckten Kursprogrammen ist die Weiterverwendung als Papierflieger. Da uns die Umwelt am Herzen liegt und wir nicht wollen, dass das Programm schon bei Erscheinen überholt ist, haben wir uns entschieden dieses Jahr unsere Termine ausschließlich auf unserer Homepage zu veröffentlichen – ALLE Termine sind immer tagesaktuell auf unserer Homepage.
Wir hoffen, dass 2022 wieder etwas mehr Normalität einkehrt und wir Sie auch wieder persönlich treffen können.
Unser 09. Gefahrgut-Infomarkt in Altötting ist Corona leider im März 2020 zum Opfer gefallen – wir planen aber fest damit, dass wir uns vom 17.-19.05.2022 wieder live vor Ort sehen können.
Für 2023 stehen einige gravierende Änderungen bevor, v.a. wenn man an das neue Schulungskonzept (CBTA) im Luftverkehr denkt. Neben diesem Thema werden wir über viele weitere fachliche Änderungen/Neuerungen berichten.
Es wird natürlich auch wieder ein netzwerkbildendes Rahmenprogramm geben.
Notieren Sie sich jetzt schon den Termin – wir freuen uns auf Sie!
Ich persönlich hoffe ja, dass Petrus mit uns 2022 gnädig sein wird und es im dritten Anlauf mit unserer Norwegen-Tour klappt . Es ist schon ein kleiner Wehrmutstropfen, denn 2020 als auch 2021 waren die Wetterbedingungen in Lyngen zu unseren geplanten Aufenthaltszeiten bei weitem nicht ideal. 2020 fegte ein Sturm mit Böen bis zu 120 km/h durch die Fjorde und 2021 hätten wir anstelle der Skitourenausrüstung besser Angelruten eingepackt, denn Schnee war Mangelware.
Wir werden sehen was die Zukunft bringt und hoffen auf interessante persönliche Begegnungen und ein spannendes Kursjahr 2022!
Herzliche Grüße